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Jochens Ecke: Stromversorgung einer Sicherheitsanlage: Neuer Risikofaktor oder altbekannte Ignoranz?

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Jochens Ecke: Stromversorgung einer Sicherheitsanlage

In meiner letzten A&E eNews habe ich das Thema Resilienz beleuchtet. Ein Beispiel war das Not-Strom-Aggregat. Aufgrund der Rückmeldungen sowie der aktuellen Lage ist es sinnvoll, dem Thema einen eigenen Beitrag zu widmen und darzulegen, welche Möglichkeiten wir vorschlagen können.

Welche Faktoren führen zu Stromausfall, wie wahrscheinlich ist es und welche Vorkehrungen kann und sollte ich bei welchem Risiko treffen?

Fangen wir mit den Faktoren an. Diese sind zwar relativ einfach zu verifizieren, jedoch nicht so einfach zu quantifizieren. Wobei das Endergebnis immer das Gleiche ist, ein Stromausfall. Zu ihnen zählen:

  • Umwelteinflüsse, bspw. Wind, welcher Bäume in Leitungen drückt oder Überschwemmungen, bei denen elektrische Anlagen beschädigt werden
  • Verkehrsunfälle, bei denen elektrische Anlagen beschädigt werden
  • Tief- bzw. Hochbauarbeiten, bei denen ein Kabel beschädigt wird
  • Tiere, die Kurzschlüsse in elektrischen Anlagen verursachen
  • Technische Defekte
  • Vandalismus

Schwerer wird es, die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Dauer des Ereignisses zu bestimmen. Allgemeine Aussagen wie „Die Stromversorgung in Deutschland ist im Vergleich mit anderen Industrienationen traditionell sehr sicher. Belegt wird dieses durch die System Average Interruption Duration Index (SAIDI). Sie zeigt, dass Stromausfälle in Deutschland seit 2006 durchschnittlich von immer kürzerer Dauer sind. Dabei geht es um lediglich wenige Minuten im Jahr“ sind nicht sehr hilfreich, da wenige Minuten im Jahr nicht valide sind und es sich wie immer nur um einen Durchschnittswert handelt.

Stromversorgung einer Sicherheitsanlage: Neuer Risikofaktor oder altbekannte Ignoranz?
Bundesweite Entwicklung der Stromausfälle. Quelle: Bundesnetzagentur

Die Aussage der Bundesnetzagentur vom 23.08.2021 hilft auch nicht weiter, wenn es darum geht, das Risiko eines lokalen Stromausfalls zu ermitteln: „Für das Jahr 2020 haben 860 Netzbetreiber insgesamt 162.224 Versorgungsunterbrechungen in der Nieder- und Mittelspannung übermittelt. Die Anzahl der Störungsmeldungen nahm gegenüber dem Vorjahr um etwa 2.400 Meldungen zu.“

Daher sollte man sich bereits bei der Planung mit entsprechenden Zielgrößen auseinandersetzen und diese nach Risikogruppen festlegen. Diese könnten wie folgt aussehen:

Stromversorgung einer Sicherheitsanlage: Neuer Risikofaktor oder altbekannte Ignoranz?
Die angegebenen Zeiten sind Annahmen (Risikoklasse 2 z. B. als Mittelwert der Ausfälle in 2020) und keine fixen Vorgaben.

Positiv scheint die Entwicklung der Ausfälle von mehr als 3 Minuten bis 2020 zu stimmen, diese gingen im Schnitt seit 2008 um rund 8 Minuten zurück.

Äußerst hilfreich bei der Abschätzung eines Risikos bezüglich eines Stromausfalls ist die Nachfrage beim örtlichen Energieversorger oder auf störungsauskunft.de, um sich über einen Zeitraum X einen Eindruck der Meldungen im Umfeld des geplanten Standortes zu verschaffen. Diese Website teilt alle gemeldeten Netzstörungen (von rund 100 Netzbetreibern) in Deutschland mit.

Die Energieversorgung ist in unseren Breiten zu einer Selbstverständlichkeit geworden und daher ignorieren wir das Risiko eines Stromausfalls leider viel zu oft. Eine Sicherheitsanlage ist eine Schutzausrüstung, die wir hoffentlich niemals benötigen, aber wenn es der Fall sein sollte, müssen wir uns darauf verlassen können. Nichts wäre peinlicher, als wenn ein provozierter Ausfall (z. B. ein Brand) zu einem Ausfall der Sicherheitsanlage führt. Daher ist auch jede Anlage ein Maßanzug und niemals eine „Out of the box“-Lösung.

Lassen Sie uns gemeinsam versuchen, mehr intelligente maßgeschneiderte Lösungen zu entwerfen, zu realisieren und über die Betriebszeit sinnvoll zu betreiben.

Ich wünsche Ihnen allseits nachhaltige Planungen von maßgeschneiderten Lösungen.

Ihr Jochen Sauer

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