Immer mehr Unternehmen wechseln von einem traditionellen linearen Geschäftsmodell zu einem Kreislaufmodell, bei dem die Verlängerung der Produktnutzungszeit (längere Nutzung von Produkten, Komponenten und Materialien und Bewahrung ihres Wertes) durch Wiederverwendung, Aufarbeitung und Recycling im Mittelpunkt steht. In diesem Artikel zeigen wir auf, wie Axis und der Sicherheitssektor zur Ressourcenschonung beitragen können, indem wir langlebige, hochwertige Produkte entwickeln, die Materialien so nutzen, dass möglichst wenig Abfall anfällt.
Ausgediente Elektrogeräte (Elektroschrott) stellen den weltweit am schnellsten wachsenden Abfallposten dar. In der ersten Jahreshälfte 2023 sind weltweit über 16 Millionen Tonnen Elektroschrott entstanden. Den größten Anteil daran haben traditionell Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte, doch auch der Sicherheitssektor hat dazu beigetragen.
Eine Möglichkeit zur Abfallminimierung ist die Abkehr von traditionellen, linearen, industriellen Prozessen hin zu einem Kreislaufmodell und die Verlängerung der Produktlebensdauer. Der Begriff „Kreislaufwirtschaft“ ist nicht neu. Er wurde bereits in den 2010er-Jahren durch die Ellen MacArthur Foundation in die öffentliche Diskussion eingebracht.
Mit dem Ziel, am Ende die lineare Wirtschaft völlig umzuwälzen, schreibt sie: „Wir müssen alle Elemente des Take-Make-Waste-Systems (Ausbeuten, Produzieren, Wegwerfen) transformieren: wie wir Ressourcen verwalten, Produkte herstellen und verwenden und was wir danach mit den Materialien tun. Nur dann können wir eine florierende Wirtschaft schaffen, von der im Rahmen der begrenzten Ressourcen unserer Erde alle profitieren.“
Der Wandel zur Kreislaufwirtschaft geschieht langsam und schrittweise, doch wir bei Axis haben uns gefragt, wie wir dazu beitragen können. In diesem Artikel beschreiben wir unsere Schritte bei der Einführung der Kreislaufwirtschaft.
Ein veränderliches regulatorisches Umfeld
Die Notwendigkeit umweltfreundlicherer Praktiken wurde von der Einführung neuer Richtlinien und Rahmenbedingungen begleitet. Die wichtigsten davon waren die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs), die für eine nachhaltige Zukunft für unseren Planeten sorgen sollen.
In Europa hat die Europäische Kommission einen neuen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft aufgestellt, der bis 2050 eine klimaneutrale, nachhaltige und umfassende Kreislaufwirtschaft erreichen soll. Gemäß dem EU-Ziel der Klimaneutralität bis 2050 im Rahmen des Green Deal ermutigt der Plan nachhaltiges Produktdesign und Abfallreduzierung mit besonderem Schwerpunkt auf Elektronik und neuen Kunststoffen aus fossilen Rohstoffen – wie Materialien auf Polycarbonat-Basis.
Die EU betonte dies auch in ihrer kürzlichen Sustainable Product Policy Initiative, die zum Ziel hat, dass „grüne“ Produkte in der Industrie zum Normalfall werden sollen. Initiativen wie diese fordern von Unternehmen und insbesondere denen in ressourcenintensiven Branchen wie dem Sicherheitssektor die Priorisierung nachhaltiger Praktiken bei Produktverwendung und -entwicklung.
Verlängerung des Produktlebenszyklus
Um den Wechsel zur Kreislaufwirtschaft in Übereinstimmung mit diesen Richtlinien zu schaffen, müssen wir als Branche langlebige Produkte bieten. Die Verlängerung des Produktlebenszyklus ist ein wichtiger Teil der Kreislaufwirtschaft, da sie den Bedarf an zusätzlichen Ressourcen bei der Schaffung neuer Produkte minimiert.
Die Produkte von Axis waren schon immer langlebig und robust. Materialien müssen sowohl qualitative als auch funktionale Anforderungen erfüllen und minimale Umweltauswirkungen haben.
Um die hohe Qualität unserer Produkte sicherzustellen, testen wir ihre Langzeiteigenschaften auf Herz und Nieren. Ob es sich dabei um Tests im Freien handelt, um sicherzustellen, dass sie auch bei ungünstigen Witterungsbedingungen einwandfrei funktionieren, oder um die Durchführung von Fail-Safe-Tests, um zu gewährleisten, dass sie sowohl jetzt als auch in Zukunft den Sicherheitsvorschriften entsprechen - diese Tests stellen sicher, dass unsere Produkte widerstandsfähig sind. Deshalb haben wir vor kurzem unsere Produktgewährleistung für unser gesamtes Portfolio von drei auf fünf Jahre verlängert – ein Beispiel für unsere Bemühungen um mehr Kreislaufwirtschaft.
„Wir möchten auch in Zukunft ein führendes Unternehmen bleiben“, so Ausra Reinap, Senior Environmental Engineer bei Axis. „Und Nachhaltigkeit ist für uns eine der wichtigsten Säulen. Die Minimierung schädlicher Auswirkungen auf die Umwelt während der gesamten Lebensdauer unserer Produkte ist ein integraler Bestandteil unseres Handelns. Gleichzeitig müssen wir die Erwartungen und Anforderungen unserer Kunden erfüllen und Produkte anbieten, die möglichst umweltfreundlich sind.“
Verzicht auf gefährliche Stoffe
Um die Ökosysteme zu schützen, müssen wir als Industrie die Verwendung gefährlicher Stoffe bereits in der Entwurfsphase vermeiden. Wir bei Axis sind uns bewusst, dass unsere Produkte keinerlei umweltschädliche Materialien enthalten sollten. Das erfordert eine enge Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten in der gesamten Wertschöpfungskette, damit wir genau wissen, welche Materialien verwendet werden. Wenn wir einen gefährlichen Stoff identifizieren, arbeiten wir mit unseren Lieferanten und Partnern zusammen, um Alternativen zu finden.
Auf diese Weise haben wir Kameras eingeführt, die frei von BFR und CFR (bromierten bzw. fluorierten Flammschutzmitteln) sind. Die Entwicklung von Produkten, die keine Gefahrstoffe enthalten, aber trotzdem genauso brandsicher sind, war für uns bei Axis ein wichtiger Meilenstein. Außerdem sind 90 Prozent unserer 2022 eingeführten Netzwerk-Kameras und Encoder frei von PVC (Polyvinylchlorid). Unser Ziel ist es, dass alle unsere im nächsten Jahr eingeführten Kameras frei von BFR/CFR sein sollen – und bis 2025 frei von PVC, BFR und CFR.
Priorisierung von „grünem Design“
Wir bei Axis berücksichtigen grünes Design auch bei unserer Produktentwicklung. Es gibt inzwischen eine wachsende Zahl robuster und langlebiger Alternativen zu Kunststoffen aus fossilen Rohstoffen, die zunehmend als hochwertige Materialien für Sicherheitsprodukte anerkannt werden. Bei der Verbesserung bestehender Produkte und der Verwendung erneuerbarer kohlenstoffbasierter Kunststoffe haben sich beispielsweise einige nachhaltige Materialien als wirksamer und widerstandsfähiger erwiesen als die bisher verwendeten neuen Kunststoffe.
Wir versuchen, Produkte mit einem höheren Anteil an erneuerbarem Kunststoffen auf Kohlenstoffbasis zu entwickeln, um unsere Umweltauswirkungen zu minimieren. Unser Ziel ist es, dass alle 2024 von Axis herausgebrachten Produkte mehr als 20 Prozent Kunststoffe aus erneuerbaren Materialien enthalten. Und wir sind auf einem guten Weg: Letztes Jahr haben wir unseren Gesamtverbrauch an Kunststoff aus erneuerbaren Quellen von 51,5 auf 100 Tonnen fast verdoppelt. Und so enthalten 56 Prozent aller 2022 eingeführten Axis Kameras recycelte, biobasierte und/oder auf abgeschiedenem Kohlenstoff basierte Kunststoffe.
Natürlich ist ein Umstieg auf nachhaltigere Alternativen nicht über Nacht möglich. Als Branche haben wir in Sachen grünes Design noch einen langen Weg vor uns. Die Herausforderung liegt darin, trotz Verwendung nachhaltigerer Materialien keine Kompromisse bei Produktqualität, funktionalen Anforderungen und Sicherheit zu machen. Branchenrichtlinien sind zu erfüllen, und aktuell gibt es nur eine begrenzte Menge zertifizierter nachhaltiger Materialien.
Trotzdem machen wir Fortschritte – wenn auch nicht so schnell, wie wir es uns wünschen würden – und wir bei Axis leisten mit unserem grünen Design unseren Beitrag. „Dies ist keine leichte Aufgabe, weil alle Elektronikprodukte, und damit auch die Produkte von Axis, verschiedene endliche Rohstoffe enthalten“, erklärt Reinap. „Der Umstieg auf ein Kreislaufmodell ist ein langfristiger Prozess. Bereits jetzt stellen wir Engpässe bei Mineralien fest, und wir wissen, dass diese sich noch verschärfen werden. Also müssen wir unsere Designs neu überdenken, um unser Unternehmen zukunftsfähig zu machen.“
Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette ist ein Muss
Um das Thema zu vertiefen, nahmen wir vor wenigen Jahren am Projekt „Circular and biobased economy – from theory to practice“ (Biobasierte Kreislaufwirtschaft, von der Theorie zur Praxis) der schwedischen Innovationsagentur Vinnova teil. Das Projekt wurde von der Design- und Innovationsagentur Zenit Design angeregt, einem langjährigen Kollaborationspartner von Axis.
Darin haben wir gelernt, dass man als Produktentwickler und Designer im Mittelpunkt aller Produkte und Services steht, die entwickelt, produziert, konsumiert und entsorgt werden. Wie Kreislauf-geeignet die Produkte sind, muss in jeder Phase und bei jeder Entscheidung berücksichtigt werden. Wenn wir wirklich etwas ändern wollen, müssen wir dem in der gesamten Organisation und der gesamten Lieferkette Priorität einräumen.
Das Projekt hat uns auch ein tiefes Verständnis der kritischen Herausforderungen der Zukunft vermittelt. Dazu gehört, dass wir die verschiedenen Kundenbedürfnisse und die unterschiedlichen Rechtsvorschriften kennen und wissen, wie sich die Recycling- und Verwertungsinfrastrukturen auf den Märkten, auf denen wir tätig sind, unterscheiden.
„Wir suchten nicht nach einer fertigen Lösung“, erklärt Reinap. „Das Projekt sollte die aktuelle Situation sowie Risiken und Chancen für Axis und andere Teilnehmer in der Wertschöpfungskette allgemein darstellen. Wir haben viel gelernt und wissen jetzt besser, was wir wollen und was wir tun müssen.
„Aber wir haben auch die Komplexität dieser Frage erkannt“, fügt sie hinzu. „Allein können wir nur sehr begrenzt etwas bewegen. Um es zu schaffen, braucht es die Zusammenarbeit in der gesamten Wertschöpfungskette.“
Kreislaufwirtschaft als Branchenveränderung
Der Weg in eine zirkuläre Zukunft ist steinig, und es kann noch einige Jahre dauern, bis „grün“ das neue Normal ist. Doch als Branche können wir unsere Auswirkungen auf die Umwelt minimieren und gleichzeitig den Endbenutzern hochwertige, langlebige und widerstandsfähige Produkte liefern.
„Es ist entscheidend, dass wir unsere Verantwortung, den Wandel voranzutreiben, ernst nehmen, unsere Partner und andere Beteiligte fortbilden und unsere Forderungen an sie verschärfen“, so Reinap. „Heute ist es wichtiger denn je, ihre verschiedenartigen Bedürfnisse und Wünsche genau zu kennen, um sie auf ihrem eigenen Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft unterstützen zu können.“
„Als verantwortungsbewusstes Unternehmen muss Axis zu einem zirkulären Geschäftsansatz übergehen. Ohne diesen Schritt sehe ich für uns keine Zukunft. Wir müssen uns selbst fordern, aber auch unsere Partner. Es ist Zeit, dass die Überwachungs- und Sicherheitsbranche zusammenarbeitet und sich gemeinsam verändert.“