Emporschnellende Energiekosten und die Klimakrise haben unsere Sichtweise auf den Fortschritt verändert. Bei neuen Lösungen muss Nachhaltigkeit im Mittelpunkt stehen. Dies ist von so hoher Bedeutung, dass der Energieverbrauch zu einem entscheidenden Kauffaktor für Kameras geworden ist. Wir haben mit Kent Fransson, Global Product Manager PTZ, und Rickard Gudbrand, Product Specialist PTZ bei Axis, über die Produkte der Axis Q-Serie gesprochen, die über eine neue Energiesparfunktion verfügen. Der Energiesparmodus kann den Leistungsbedarf um 25 % oder mehr senken.
Ein ungewöhnlicher Ausgangspunkt
Wenn Sie den Begriff „mobiles Überwachungsgerät“ hören, ist es Ihnen nicht übelzunehmen, wenn Sie nicht sofort an einen „vielversprechenden Ausgangspunkt für energiesparende Innovationen“ denken. Aber wie heißt es so schön: Die besten Ideen entstehen dort, wo man sie am wenigsten vermutet. So kam es, dass es mobile Überwachungsgeräte waren, an denen der Nachweis für einen Schlüsselbestandteil unseres Umweltengagements erbracht wurde.
Verschiedene Kunden fragten das Team von Kent und Rickard nach energiesparenden, kundenspezifischen Kameras, die für die Unterstützung mobiler und entlegener Standorte konzipiert waren. Diese Kameras mussten unter Bedingungen betrieben werden, bei denen die Temperaturen von milder Tageswärme bis hin zu Minusgraden in den Nächten reichen konnten.
„Spezialtechnologien wie unsere müssen eine Innentemperatur von rund 20 Grad Celsius beibehalten“, erklärte Kent. „Wie alle unsere Branchenkollegen erreichen auch wir das durch den Einbau von Schnellheizungen in unsere Produkte.“
Das Problem bestand darin, dass Heizen eine der intensivsten Formen des Energieverbrauchs ist. Angesichts großer Temperaturschwankungen konnten die Heizungen aber nicht weggelassen werden. Dieser Kunde nutzte mobile Geräte mit riesigen Batterien, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
„Manche Geräte hatten sogar Solarmodule zur Aufrechterhaltung der Ladung“, fährt er fort. „Aber es war schwieriger, den Energieverbrauch zu beherrschen, als man sich vorstellen kann. Das Einzige, was wir wirklich tun konnten, war eine Reduzierung des von der Batterie benötigten Energiebedarfs."
Rickard meldet sich ebenfalls zu Wort: „Obwohl es eigentlich auf der Hand liegt, ist es bei Kameras kein Branchenstandard, eine Heizung auszuschalten, wenn sie nicht benötigt wird. Erst in letzter Zeit ist der Energieverbrauch zu einem entscheidenden Kauffaktor geworden.“
Das Team dieser beiden Spezialisten konnte eine neue Energiesparfunktion entwickeln. Sie deaktiviert die meisten Heizungen in der Kamera, wenn die Umgebungstemperatur hoch genug ist, und reduziert so den Energieverbrauch.
„Nach den ersten Messergebnissen wussten wir, dass wir einer großartigen Innovation auf der Spur waren“, freut sich Kent. „In bestimmten Temperaturbereichen konnten wir Energieeinsparungen bis zu 50 % verzeichnen.“
„Der nächste Schritt war uns klar“, fährt Rickard fort. „Wir mussten dies auch in anderen Szenarien testen – an neuen Einsatzorten mit anderen Durchschnittstemperaturen. Und in neuen Einsatzfällen.“
Nachhaltigkeit hat oberste Priorität
Kehren wir wieder zum Hauptsitz von Axis zurück. Eine kürzlich durchgeführte Lebenszyklusanalyse zeigte, dass 60 bis 80 Prozent der gesamten Umweltauswirkungen von Netzwerk-Kameras in Verbindung mit dem Energieverbrauch während ihrer Nutzung stehen.
Die Herausforderung einer Reduzierung des Energieverbrauchs besteht jedoch darin, dass diese zu keiner Beeinträchtigung von Leistung und Zuverlässigkeit führen darf.
„Bei der Bereitstellung von Sicherheitslösungen haben genaue Beweisbarkeit und Zuverlässigkeit oberste Priorität“, erläutert Rickard.
Deshalb investiert Axis kontinuierlich viel Zeit und Mühe, um seine Stromversorgungen so effizient wie möglich zu gestalten. Dadurch weist die Energiebereitstellung bereits minimierte Energieverluste in Form von Wärme und elektrischem Rauschen auf.
„Wir haben uns verpflichtet, wissenschaftlich fundierte Ziele für unsere Kohlenstoffemissionen festzulegen“, erklärt Kent. „Wir wollen erreichen, dass unsere Arbeit den Branchenmaßstab für nachhaltige Geschäftspraktiken setzt.“
Durch die Konzentration auf drei strategische Bereiche – Bekämpfung des Klimawandels, Schonung der natürlichen Ressourcen und Schutz unserer Ökosysteme – macht Axis nachhaltige Fortschritte in seiner Geschäftstätigkeit.
Was nicht gemessen wird, lässt sich nicht optimieren
Seitdem hat das Team den neuen Energiesparmodus bei Umgebungstemperaturen von Orten aus aller Welt modelliert. Und die Ergebnisse waren beachtlich. An Einsatzorten wie Lund und New York, aber auch in relativ warmen Großstadtgebieten wie Madrid und Dallas. Beim innerstädtischen Einsatz an Gebäuden und Straßenlampen, an Industriestandorten und Fabriken sowie an batteriebetriebenen mobilen Geräten. Sie alle zeigten erhebliche Energieeinsparungen.
„Um jede Herausforderung richtig zu verstehen, muss man sie quantifizieren können“, berichtet Rickard. „Danach kann man das Problem angehen. Und anschließend kann man den Erfolg nachweisen.“
Er fährt fort: „In jedem Szenario haben wir Energiezähler installiert, um zu verfolgen, wie viel Energie wir über das Jahr hinweg sparen konnten. Auf diese Weise konnten wir die reale Wirksamkeit des neuen Energiesparmodus in verschiedenen Szenarien erleben. Natürlich sind wir von den Ergebnissen begeistert. Wir haben einen neuen Ansatz für Energieeinsparungen über die Energiebereitstellung hinaus nachgewiesen.“
Außerdem besitzt der Energieverbrauch hohe Priorität für jedes Unternehmen. Bei gewerblichen Ausschreibungen werden nun häufig nach den Auswirkungen auf die Kohlenstoffemissionen bei der Installation und dem Lebenszyklusverbrauch gefragt. Diese Angaben können über den Erfolg oder Misserfolg eines Ausschreibungsangebots entscheiden.
Kent fügt hinzu: "Mit der von uns durchgeführten Modellierung und Prüfung sowie der Integration von Energiezählern können Kunden und Installateure jetzt relativ genaue Prognosen über die Auswirkungen von Energie – und damit Kohlenstoff – auf jede Installation erstellen. Dies sorgt für die hohe Zugänglichkeit, die zum Treffen nachhaltiger Entscheidungen notwendig ist, aber leider allzu oft fehlt.“
Über die Heizfunktion hinaus
Die Einführung eines integrierten Energiezählers demonstrierte nicht nur die erheblichen Auswirkungen des neuen Modus auf den Energieverbrauch, sondern inspirierte auch die verschiedensten Ideen.
„Plötzlich dachten wir über die Heizfunktion hinaus“, erklärt Kent. „Mit dem Energiezähler können wir den Energieverbrauch fast jeder Komponente der Kamera messen – von der Bewegungsgeschwindigkeit der PTZ-Kameras über die Aktivitätsprüfung der Infrarotbeleuchtung bis hin zu unterschiedlichen Bildraten und vielem mehr. Mit diesen Informationen und den richtigen Tools konnten die Benutzer die Kameras individuell konfigurieren, um den Energieverbrauch zu optimieren und dabei gleichzeitig die Anforderungen des kundenspezifischen Anwendungsfalls zu erfüllen.“
Rickard fährt fort: „Kunden fragen uns oft, wie viel Energie eine Kamera bei bestimmten Einstellungen und Umgebungsbedingungen benötigt. Bisher waren diese Fragen schwer zu beantworten. Doch der Energiezähler ermöglicht es jetzt, sehr genaue Werte zu erhalten – nicht nur einzelne Werte, sondern auch ihren zeitlichen Verlauf. Für Kunden, die ihre Kameras in batteriebetriebenen und oft mobilen Anlagen verwenden, ist dies ist sehr wichtig. Und auch für Kunden mit einer Reservebatterie, da sie sehr genau abschätzen können, wie lange diese vor einem externen Stromausfall halten wird.“
Die Q-Serie mit Energiesparmodus
Seitdem hat AXIS die Kameras AXIS Q6318/15-LE, AXIS Q6215/25-LE und AXIS Q6135-LE auf den Markt gebracht, die über diesen neuen Energiesparmodus verfügen. Die zuvor erwähnten Modelle beinhalten auch einen integrierten Leistungsmesser, also einen Echtzeit-Energiezähler, und markieren die kommerzielle Verfügbarkeit äußerst energiesparender Kameras.
Außerdem hat sich Axis dazu verpflichtet, künftige Produkte der Q-Serie standardmäßig mit Energiesparmodus und Energiezähler auszurüsten.
„Wir sind sehr begeistert, dass wir Energieeinsparungen zu einem wichtigen Verkaufsargument für unsere Produkte machen konnten, und stolz darauf“, erklärt Kent abschließend. „Es ist eine Neuheit auf dem Markt, von der wir wissen, dass sie sowohl für den Geldbeutel unserer Kunden als auch für die Umwelt einen großen Unterschied ausmachen kann.“
Je nach Umständen und Umgebungstemperatur kann die Verwendung des Energiesparmodus den Energieverbrauch um bis zu 25 % senken. Die tatsächliche Reduzierung des Energieverbrauchs hängt von den Umgebungsbedingungen rund um die Kamera (z. B. von der Umgebungstemperatur), der Firmware-Version, der Belastung der Kamera und natürlich vom ausgewählten Kameramodell ab.